Das mittelalterliche Städtchen Oprtalj liegt auf einem Hügel, von wo aus der Verkehr im Flusstal der Mirna überschaut und das Berggebiet zwischen den Flüssen Mirna und Dragonja verteidigt werden konnte. Im Laufe seiner langen Geschichte wechselte das Städtchen viele Herrscher, und gerade dieser Verschiedenartigkeit der Einflüsse hat es sein besonderes Aussehen zu verdanken. Heute ist Oprtalj ein unter Naturschutz stehendes Kulturdenkmal. Besuchern wird gleich beim Eintritt in die Stadt die große Stadtloggia auffallen, von der aus sich ein wunderschöner Blick auf die ehemalige Bahnstation der Parenzana und auf die gesamte Umgebung bietet. Die Loggia der Stadt war der Ort, wo sich die Einwohner versammelten, bot aber auch Reisenden Schutz in Zeiten, wenn das Stadttor geschlossen war. Die Loggia von Oprtalj diente aber auch als Gerichtsgebäude; es war auch ein kleiner Kerker angebunden, an der Stelle unter der Loggia, wo man heute autochthone istrische Erzeugnisse kosten kann. Hier warteten einst Beschuldigte darauf, dass das Urteil ausgesprochen wird oder dass sie zum Ort der Urteilsvollstreckung geführt werden. In der Stadtloggia von Oprtalj ist heute ein kleines Lapidarium mit steinernen Denkmälern aus dem Ort und der Umgebung untergebracht. Es besteht noch eine weitere, für Oprtalj charakteristische Sehenswürdigkeit: die Zypressenallee, die den Eingang in die Stadt vom örtlichen Friedhof aus ziert. Und genau neben diesem Friedhof beginnt unsere Wanderstrecke. Bevor Sie sich auf den Weg machen, werfen Sie einen Blick auf die kleine Marienkirche aus dem 15. Jahrhundert; sie birgt wertvolle Fresken vierer alter Meister, nämlich des Meisters Clerigino III. di Capodistria, des namhaften „Bunten Meisters“ („Šareni Majstor“) und zweier weiterer anonymer Maler.
Gegenüber der Kirche führt der Weg von der Nordseite der Straße etwa 500 bis 600 Meter lang durch einen Niederwald zu offenen Feldern, von wo aus es wieder bergauf geht, zur Ortschaft und zur Kirche St. Lucia. Die kleine Kirche wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts erbaut; das hervorstehende Merkmal ist die typische „Lopica“, die überdachte Loggia vor der Front, wie sie in Istrien von jeher anzutreffen ist. In dem gemäßigten Klima bildet die geräumige Loggia die ideale Lösung zur Erweiterung der Aufenthaltsfläche für Gläubige.
Von der Kirche aus setzt sich der Weg durch die Felder in westlicher Richtung fort. Nach zwei Kilometern erreicht man eine Schotterstraße, die zu der Ortschaft Sveti Ivan (St. Johannes) führt. Die Strecke führt geradezu geradlinig in gleicher Richtung nach Westen, etwa einen Kilometer lang bergab durch Felder und Äcker, und unmittelbar nach dem vierten Kilometer ist man am tiefsten Punkt angelangt (236 m), wo der Weg scharf nach Süden abbiegt. Von dort aus geht es durch den Wald leicht bergauf. Mit Ausnahme eines sehr kurzen Abstiegs führt der Aufstieg bis zur kleinen Ortschaft Vižintini vrh – dem höchsten Punkt der Strecke (403 Meter über dem Meeresspiegel, auf dem 6,3. Kilometer der Strecke). Außerhalb des Ortskerns steht die Kirche St. Leonhard in Einzellage, erbaut gegen Ende des 19. Jahrhunderts an der Stelle des Vorgängerbaus, der älteren Kirche, deren Mauern in die Struktur der heutigen Kirche integriert wurden. Die Kirche ziert die typisch istrische „Preslica“, der Glockenturm mit einer Glocke. Von hier aus geht es fast drei Kilometer lang auf einer Schotterstraße abwärts nach Oprtalj und zu unserem Ausgangspunkt. Der Weg führt durch bebaute Felder und Olivenhaine und bietet einen breiten Blick auf die gesamte Umgebung und auf das Tal, durch das die Trasse der Schmalspurbahn „Parenzana“ führt.